Die Suche im Netz verändert sich radikal. KI-Systeme wie ChatGPT, Bing Copilot oder Googles AI Overviews liefern Antworten direkt – oft, ohne dass Nutzer noch auf eine Website klicken. Für Unternehmen heißt das: Sichtbarkeit wird neu definiert. Wer nicht in den Antworten vorkommt, verliert. Doch wie verhält sich das Zusammenspiel von klassischem SEO und dem neuen GEO?

Von der Suchmaschine zum Antwortsystem

Seit über zwei Jahrzehnten ist Suchmaschinenoptimierung (SEO) die wichtigste Disziplin für digitale Sichtbarkeit. Wer bei Google oder Bing nicht weit oben erscheint, wird selten gefunden. Entsprechend professionell hat sich die Branche entwickelt – mit Keyword-Analysen, technischen Optimierungen, Backlinkstrategien und Content-Marketing.

Doch heute sind wir an einem Wendepunkt. Mit dem Einzug generativer KI-Systeme verändert sich die Art, wie Menschen Informationen suchen. Nutzer geben ihre Fragen nicht mehr nur in eine Suchleiste ein, sondern formulieren sie in natürlicher Sprache – und erhalten oft eine direkte Antwort, zusammengefasst von einer KI. Diese Antworten basieren zwar weiterhin auf Inhalten aus dem Web, doch sie reduzieren die Zahl der Klicks erheblich.

Google testet seit 2023 seine AI Overviews. Eine aktuelle Studie von Pew Research zeigt: Nur noch acht Prozent der Nutzer klicken auf Links, wenn eine KI-Zusammenfassung erscheint – ohne Summary lag die Klickrate bei 15 Prozent. Dramatischer noch: Nur ein Prozent klickt auf die im Overview genannten Quellen. Auch Bain errechnete, dass Zero-Click-Antworten im Schnitt 15 bis 25 Prozent des organischen Traffics reduzieren. Bing setzt seit der Integration von GPT-4 ebenfalls auf Chat-Antworten, und auch hier beobachten Analysten einen Rückgang klassischer Klickpfade.

Kurz gesagt: Die Suche verschiebt sich von einer Linkliste hin zu einem Antwortsystem.

GEO als Ergänzung zu SEO

In diesem Umfeld entsteht ein neues Schlagwort: GEO – Generative Engine Optimization. Gemeint ist die Optimierung von Inhalten für KI-gestützte Antwortsysteme. Während SEO das Ranking in klassischen Suchmaschinen im Blick hat, zielt GEO darauf, in den Antworten der KIs erwähnt oder zitiert zu werden.

Wichtig ist: GEO ersetzt SEO nicht. Wer SEO ignoriert, verliert seine Basis. Aber wer nur SEO betreibt, wird künftig in KI-Antworten unsichtbar bleiben. GEO ergänzt SEO – und nutzt viele seiner Grundlagen.

So bleiben hochwertige Inhalte, technische Performance und Backlinks entscheidend. Aber GEO erfordert zusätzlich, dass Inhalte klar strukturiert, zitierfähig und dialogorientiert aufbereitet sind. Das kann in Form von FAQ-Blöcken, prägnanten Definitionen oder tabellarischen Vergleichen geschehen.

GEO und SEO im Vergleich

Hier die wichtigsten Unterschiede und Überschneidungen:

Nutzerverhalten im Wandel

Der Wandel ist nicht nur technologisch, sondern auch kulturell. Nutzer gewöhnen sich an KI-Antworten, die schneller und bequemer sind als das Durchsuchen mehrerer Websites. Das gilt sowohl für allgemeine Fragen („Was sind die besten Laufschuhe?“) als auch für Fachthemen („Wie bereite ich eine Content-Strategie vor?“).

Besonders spannend ist, wie früh in der Customer Journey KI-Systeme Einfluss nehmen:

Informationsphase: Statt zehn Artikel zu lesen, reicht oft eine KI-Zusammenfassung.

Vergleichsphase: KI erstellt Listen von Produkten oder Anbietern – wer hier fehlt, ist raus.

Kaufentscheidung: Empfehlungen aus KI-Antworten wirken oft wie neutrale Beratung.

Für Marken bedeutet das: GEO ist nicht nur eine Technikfrage, sondern auch eine Chance zur Positionierung. Wer frühzeitig in Antworten sichtbar wird, kann sich als vertrauenswürdige Instanz etablieren – noch bevor die Kaufentscheidung fällt.

Was GEO in der Praxis bedeutet

Stellen wir uns drei Beispiele vor:

1. Ein Onlineshop für Sportartikel

• SEO sorgt dafür, dass Produktseiten bei Google erscheinen.

• GEO sorgt dafür, dass die KI bei der Frage „Welche Laufschuhe eignen sich für Anfänger?“ eine Marke direkt nennt.

2. Ein B2B-Softwareanbieter

• SEO bringt Leads über Suchbegriffe wie „CRM-System Vergleich“.

• GEO sorgt dafür, dass eine KI-Antwort nicht nur Salesforce nennt, sondern auch kleinere Anbieter, die ihre Inhalte prägnant strukturiert haben.

3. Ein Beratungsunternehmen

• SEO bringt Leser über Fachartikel wie „Trends im Recruiting 2025“.

• GEO sorgt dafür, dass die KI Antworten wie „Laut Studie von …“ liefert und die Beratung als Quelle erwähnt.

Herausforderungen und offene Fragen

GEO ist noch jung. Viele Standards fehlen:

• Wie genau gewichten KI-Systeme Quellen?

• Welche Rolle spielen Backlinks im GEO-Kontext?

• Lassen sich GEO-Maßnahmen überhaupt messen – oder bleibt es bei indirekten Effekten?

Es ist absehbar, dass neue Tools entstehen werden, die GEO analysieren und Benchmarks setzen. Vielleicht wird es bald Kennzahlen wie „Citation Share“ geben – also den Anteil der Nennungen in KI-Antworten. Ebenso denkbar sind bezahlte Platzierungen in KI-Overviews, was das Spielfeld erneut verändern würde.

Bis dahin gilt: Unternehmen sollten beobachten, experimentieren und Erfahrungen sammeln.

Fazit: Sichtbarkeit neu denken

SEO bleibt unverzichtbar. Doch GEO markiert den nächsten Schritt in der Evolution digitaler Sichtbarkeit. Wer künftig nicht nur in Rankings, sondern auch in Antworten vorkommen will, muss Inhalte so gestalten, dass sie für Menschen und Maschinen gleichermaßen zugänglich sind.

Noch ist GEO ein junges Feld. Aber die Dynamik ist eindeutig: Zero-Click-Suchen nehmen zu, KI-Antworten werden präziser, und Nutzer verlassen sich immer stärker auf diese direkten Informationen.

Die zentrale Botschaft lautet daher: Es geht nicht darum, SEO durch GEO zu ersetzen – sondern SEO um GEO zu erweitern. Wer beides beherrscht, wird auch in der Zeit der KI sichtbar bleiben.

Ihr habt Fragen? Kontaktiert mich gerne über das Kontaktformular

INFO

artikel bewerten:
Weitere Tags: